Predigt


Die Predigt zum Nachlesen

Liebe Schwestern und Brüder in Christus,

Laschet oder Söder, Merkl oder Merz – wer hat Recht mit dem Kurs, den er vorgibt? Das ist die große Frage momentan. Und wahrscheinlich kann man die Liste noch ergänzen oder andere aufstellen, à la: „Welchem Virologen folgen Sie mit Ihrer Meinung?“

Jeder möchte den richtigen Weg zeigen, wie wir seiner Meinung nach diese Krise meistern. Oder auch in anderen Fragen, egal ob politischer, gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Art: Welchen Weg sollen wir einschlagen, der uns in die Zukunft führt – und zwar eine, die gut ist für uns. Wem folgen? Eine schwierige Frage.

„Folge mir!“ – So lautet die Grundbotschaft aller. Folge mir, damit du ein gutes Leben hast – so das Versprechen. Ob es dann auch stimmt, das wird allerdings erst die Zukunft zeigen. Und im Moment sehen wir auch, wie schnell sich Wege und Meinungen ändern können: „Masken sind Unsinn.“ „Mit uns wird es keine Masken geben.“ „Es braucht keine Pflicht, es ist nur eine Empfehlung.“ „Jeder muss eine Maske tragen – sogar jetzt dann in den Gottesdiensten.“ So schnell ändert sich der Weg, den wir einschlagen sollen … Wie wird der Weg noch weitergehen? … Und: Wem also folgen?

„Folge mir!“ So ruft uns auch Jesus zu. Folge mir, denn ich bin der gute Hirt! Und ich zeige euch den Weg zum Leben. Auch sein Versprechen lautet so. Ist das, was wir da im Evangelium gehört haben, denn der gleiche Ruf wie die vielen Stimmen und Rufe, die es auch heute gibt? Jesus folgen – nur eine Möglichkeit von vielen?

Auch wenn es in der Kirche ungern gehört wird: Ja, tatsächlich, es ist heute wirklich nur eine Stimme unter vielen: Und die einen hören und folgen, die anderen hören und folgen anderen Stimmen. Tatsächlich ist dieser Ruf Jesu heute sogar eher eine leise und schwache Stimme: Er ist nicht der laute Rufer, der Menschen, koste es was es wolle, auf seinen Weg rufen will. Dem lauten und plakativen Schreier hört und folgt man auch viel leichter und eher.

Dennoch: Seine Stimme wird schon noch gehört. Die Schafe hören ihn, sie kennen seine Stimme und sie folgen ihrem guten Hirten. Diese Stimme unterscheidet sich nämlich in einem wesentlichen Punkt von den anderen Stimmen: Wenn sie das Leben verspricht, dann sagt sie Wahrheit. Jesus kennt nämlich den Weg – er ist ja der Weg. Und er ist den Weg ja auch schon gegangen, er hat dieses Leben bereits, von dem er spricht; er redet nicht von einer unbekannten und ungewissen Zukunft. Und daher können wir ihm vertrauen: Er braucht sich nicht zu korrigieren, sein Wort ist wahr, sein Wort ist beständig.

„Ich bin der gute Hirt.“

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“

Freilich: Sein Ziel ist auch ein anderes: Das Leben, das er verspricht, ist ein anderes als unser jetziges; es ist eines, in dem wir Erfüllung finden werden, eines, das die Beschränkungen und Verletzlichkeiten dieses Lebens nicht kennt. Es geht über unseren diesseitigen Horizont hinaus. Und doch gibt uns dieser Blick eine Hoffnung, mit der jede Hoffnung dieser Welt nicht mithalten kann:

Denn Jesus ist diesen Weg schon gegangen, an ihm hat Gott sein Versprechen schon erfüllt. Und darum ist es gut: auf seine Stimme hören, ihm, dem guten Hirten zu folgen und nicht anderen, fremden Stimmen, die so oft nicht wirklich wissen, wovon sie sprechen.

„Lasst euch retten aus diesem verdorbenen Geschlecht!“ – So ruft Petrus uns auch heute zu. Gott wird euch retten und bewahren.

Und die Türe steht offen: Nicht nur die Kirchentüre, die wir derzeit bewusst oft offen stehen lassen: Jesus spricht: „Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden.“


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